personzentrierte Kunstpädagogik
klientenzentrierte Kunsttherapie
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bezugswissenschaftliche Hintergründe

 


bezugswissenschaftliche Hintergründe

Zunächst eine Begriffserklärungen aus Sicht der Vertreter  der humanistischen Psychologie und Pädagogik des Personzentrierten Ansatzes (PZA). 

Selbstaktualisierungstendenz ist zum einen die Tendenz jedes Menschen nach Selbstaktualisierung, d.h. die selbstorganisierte Realisierung inhärenter Potentiale und Entfaltung, also das Konzept der Organismischen Psychologie und Humanistischen Psychologie.  Zum anderen die Selbsterhaltung und Selbstverwirklichung, die Verwirklichung der persönlichen Möglichkeiten, die nach der personzentrierten Theorie von C. Rogers (1902-1987) und Vertretern der humanistischen Psychologie und Psychotherapie wie auch Vertreter der personzentrierten Kunsttherapie (vgl. Groddeck 1999), die Hauptantriebe menschlichen Handelns sind. Auch in der Neurobiologie spricht man hier heute von Verbundenheit und Wachstum (vgl. Hüther, 2008).

Weiter bezeichnet der Begriff der Selbstaktualisierung (auch Selbstwirksamkeit) das Ausschöpfen der Gefühls- und Denkmöglichkeiten eines Menschen, den vollen Einsatz seiner schöpferischen Fähigkeiten, die er häufig während der Kindheit zugunsten eines engen, vom Verstandesdenken allein bestimmten Anpassungsprozesses,  eingebüßt hat. 

Der Mensch bewertet ständig seine Erfahrungen, wobei das Kriterium das Streben nach Selbstaktualisierung, -erhaltung und -verwirklichung ist: Verhaltensweisen, die der Selbstverwirklichung entsprechen, werden positiv bewertet und angestrebt. Verhaltensweisen, die ihr nicht entsprechen, werden negativ bewertet und verworfen. 

Nach Carl Rogers, auf den im weiteren Verlauf noch genauer eingegangen wird, wird der Organismus des Menschen nicht durch Triebe, sondern von einer einzigen zentralen Energie, der angeborenen Tendenz zur Selbstaktualisierung, Selbsterhaltung und Selbstverwirklichung, gesteuert.

Damit ist die Selbstaktualisierung das grundlegende Motiv für das Tätigwerden des Menschen, um Autonomie und Selbstständigkeit zu erlangen. 

"Die Annahme einer dem Menschen innewohnenden Kraft zur Entwicklung aller seiner (kreativen) Möglichkeiten kann als die wesentlichste, weil zunächst nicht-materielle und von der Umwelt unabhängige Ressource betrachtet werden. Dass aber und inwiefern die Entwicklung dieser (gestalterischen) Kraft auch von materiellen und sozialen Ressourcen abhängt, muss im konkreten Kontakt mitgedacht werden." (Steenbuck, 2005, S. 84)



Im PZA wird das Subjekt aber auch als autonomes Individuum und als verantwortliche Person gesehen, die einer Instabilität, Vorläufigkeit und Fragilität entgegenwirken will.
Die Unabhängigkeit von gesellschaftlichen Imperativen, von kulturellen Erwartungen und den Wünschen anderer, ist für Rogers  eine natürliche Entwicklungstendenz des Menschen. Eine weitere Grundannahme ist die Offenheit für Prozesse, die die Idee der Wandelbarkeit und der lebenslangen Entwicklung. Dies hängt aber auch von individuellen Ressourcen ab (vgl. Steenbuck). 


Im Personzentrierten Ansatz spielt auch die Sprache und die Gesprächsführung eine große Rolle:
„Die Gesprächsführungskunst besteht darin, seinem Gesprächspartner (...) durch bestimmte Formen des Zuhörens und Fragens zu helfen, sich zu öffnen und durch mehr Einsicht in sein Problem und besseres Selbstverständnis selbst eine Lösung seiner Probleme zu finden. Das Zuhören (...) soll den [Gegenüber] aufschließen. (...) um ihn bei seiner Selbstfindung und damit bei einer Neuorientierung zu helfen, die letztlich zur Lösung des Problems führen soll. (Dahmer 1992, S. 6, 17)

Erkenntnisfähigkeit und die daraus entstehende Veränderung also, setzt  zugleich  aber auch Wahrnehmung voraus. Wahrnehmung allerdings, besonders die Wahrnehmung der Um- und Mitwelt mit all den Objekten und Subjekten und dessen Interaktionen, sind jedoch bei jedem Menschen anders.

Das Wahrnehmung der Wirklichkeit etwas mit Konstruktionen in unserem eigenen Kopf zu tun hat, haben bereits die Vorsokratiker festgestellt. Der Mensch könne nicht erkennen, wie in Wirklichkeit ein jedes Ding beschaffen oder nicht beschaffen ist (vgl. von Glasersfeld, 2006, S. 9 ff).

Dass dies alles kreative Prozesse sind, die im Kopf ablaufen, führt nicht nur zu überlebenswichtigen handlungsleitendem Verhalten, sondern ist ein Geschenk, womit wir Menschen in der Lage sind, schöpferisch unsere Welt selbst zu erschließen. Und zwar so, wie es uns und anderen guttut. Zugleich kann man das Wissen darum nutzen, im pädagogischen Wirkungsbereich der künstlerischen Bildung, Haltungen und Handlungen in der Interaktion, mit sich als Pädagoge und dem Gegenüber, besser zu verstehen und wenn nötig zu korrigieren.

Konstruktivistische Pädagogik
Der Konstruktivismus bezeichnet Wissen, erfahren durch Wahrnehmung, als "Funktion des Erkenntnisprozesses" und nicht als exakte Wiedergabe der Realität. Zugleich bestreitet  man aus konstruktivistischer Sicht natürlich nicht die Existenz einer bestehenden echten Realität.

Als theoretische Wegbereiter der konstruktivistischen Pädagogik werden u.a. der schweizer Entwicklungspsychologe Jean Piaget ( 1896–1980), und der US-amerikanische Philosoph und Pädagoge John Dewey (1859-1952) genannt.
Weil Piaget die Entwicklung von Kindern als einen selbstkonstruktiven Prozeß durch Interaktion mit der Umwelt beschreibt, können konstruktivistisch orientierte Pädagogen auf ihn Bezug nehmen. Deweys Vorstellung vom Wissensbildungsprozeß als ein Kreislauf von auftretenden Problemen und daraus resultierenden Reflexionen läßt sich ebenso konstruktivistisch verstehen. Das Lernen muss seiner Meinung nach ganz und gar auf Erfahrung aufgebaut sein. Daher berufen sich auch heute noch viele Reformpädagogen auf ihn. Kinder lernen hierbei u.a. experimentierend in einer Lernumwelt aus Angeboten an Materialien, sich selbst entdecken und Kooperation kennen. Dem Lehrer kommt dabei nicht die Rolle des Wissenden und Bevormundenden zu, sondern die eines Mitarbeiters, Beraters oder Mentors.

Es seien hier lediglich diese wenigen Namen erwähnt, um zu zeigen, daß konstruktivistische Ideen in der Pädagogik nichts völlig Neues sind, sondern ihre Wurzeln weit zurück reichen. Innerhalb der Pädagogik haben vor allem gemäßigte Formen des Konstruktivismus Einzug erhalten. Aber auch "radikale Konstruktivisten", zu den Begründern etwa Heinz von Förster ( 1911-2002), Ernst von Glasersfeld (1917-2010 ) oder auch Humberto Maturana ( seines Zeichens Neurobiologe und bezeichnet sich selbst nicht als radikaler Konstruktivist) gezählt werden, hatten großen Einfluss.

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1) Vgl. www.personcentered.net/literatur/texte/theni/theni2b.htm